17. – 21. Oktober 2019
Meine sportliche Karriere belief sich bis zum Austausch auf ein paar 5 km und 10 km Läufe und drei kleine Jedermann Triathlons. Angefixt durch die anderen Hosts (viele von ihnen sind aktive Läufer) begann ich im Winter mit dem Lauftraining. Im Frühling 2019 lief ich gemeinsam mit meinem Bruder beim Oberelbe-Marathon meinen ersten Halbmarathon. Zeitgleich bewarb ich mich für den Marathon-Austausch. Die Freude war riesengroß, als ich die Zusage erhielt. Natürlich teilte ich das meinem ehemaligen Gast Austin sofort mit. Er ergriff die Chance und wurde nun wiederum mein Host. Besser hätte ich es nicht treffen können!
Die Aufregung vor dem Austausch war bei allen groß. Unsere kleine 5er Gruppe startete gemeinsam in Dresden. Am Flughafen in Columbus wurden wir von unseren Hosts abgeholt und die Freude war bei allen riesig. Manche Gasteltern hielten sogar Plakate hoch! Und dann begann eine unvergessliche Woche. Jede Familie hatte ein paar eigene Programmpunkte zusammengestellt, es gab aber auch Treffen an denen alle Läufer teilnahmen. Da ich Austin ja bereits kannte, hatte er mich im Vorfeld gefragt, was ich alles sehen wollte.
Am Donnerstag gönnten wir uns ein ausführliches spätes Zimtschneckenfrühstück und besuchten danach Amish Country. Wir erlebten hautnah, wie das Leben der Amish in Ohio verläuft und aßen leckeren selbst gebackenen Kuchen. Die Amish verzichten auf Elektrizität und beheizen ihre Farmen mit Öfen und erhalten Licht durch Petroleumlampen. Sie sind extrem religiös und bleiben unter sich. Einige öffnen sich der „Englischen Welt“ und betreiben Cafe’s, arbeiten in speziellen Supermärkten und verkaufen selbst geschreinerte Möbel. Wir besuchten ein Möbelgeschäft und noch nie in meinem Leben habe ich so hochwertig hergestellte Tische, Stühle und Schränke gesehen. Jedes Stück war ein Unikat und alles von Hand hergestellt. Es war sehr beeindruckend. Ich wollte direkt meine Ikeamöbel eintauschen 😀 Wenn ich all meine Urlaubsprospekte und Heftchen studiert habe, werde ich den Amish noch einen extra Beitrag widmen, denn es gibt unglaublich viel über diese Menschen zu erzählen. Am Abend trafen wir uns noch mit Austin‘s Freunden Kelsey und Shawn und erlebten einen studentischen Abend in einer Rooftop-Bar mit großartiger Aussicht auf die Stadt.
Am Freitag wurden wir im Rathaus von Columbus von einem Mitglied des Stadtrates begrüßt und konnten uns den Rathaussaal ansehen. Dann gab es eine Stadtführung und wir holten unsere Startunterlagen bei der Race Expo ab. Hier wurde auch ordentlich geshoppt und alle trugen volle Tüten nach Hause. Abends gab es dann stilecht in einer Sportsbar ein Bier und wir sahen uns das Auswärtsspiel der Buckeyes (College Footballmannschaft der Ohio State University) an. Am Samstag nahmen wir zum Start ins Race-Wochenende alle (auch die Hosts!) am Jesse Owens Jog and Walk teil. Ein 2,62 Meilen langer Lauf entlang des Flusses, mit Start und Ziel im Bereich des Columbus Marathons. Im Ziel erhielten alle Läufer eine gigantische Medaille und ein gelbes Shirt. Danach stärkten wir uns mit einem Brunch (yeah, endlich leckere Pancakes mit Ahornsirup) und erkundeten bei einer tollen Tour das German Village.
Das German Village ist ein schöner alter Stadtteil von Columbus. Die Häuser sind alle denkmalgeschützt. Jedes Gebäude muss nach bestimmten Vorschriften saniert werden. Veränderungen am Gebäude sind nicht möglich und Schäden sind nur mit originalem Baumaterial zu beheben. In diesem Viertel gibt es auch einen gigantischen Buchladen, das „Book Loft“. Der Laden besteht aus 32 Räumen und gleicht einem Labyrinth, weshalb man am Eingang eine „Landkarte“ erhält. Natürlich habe ich auch etwas gekauft 😉 Abends empfingen uns die Gasteltern eines Läufers in ihrem riesigen Haus (mit Pool und Jacuzzi) zu einer sehr leckeren Pastaparty, wo ich meinen ersten Pumpkin Pie (Kürbiskuchen) gegessen habe. Danach ging es zeitig ins Bett, denn am Sonntag um 6 Uhr ging es zum Nationswide Children’s Hospital Columbus Marathon! Meine Erlebnisse von diesem Tag werde ich in einem eigenen Beitrag schildern. Kurzum, es war ein sehr emotionaler Tag!
Montag war mein letzter Tag in Columbus und gleichzeitig mein Bibliothekstag. Da ich selbst in einer Bibliothek arbeite, war es mein Wunsch eine amerikanische Bibliothek zu besuchen. Wir sahen uns den Campus der Ohio State University und die Thompson Library, sowie die öffentliche Metropolitan Library an. Nachmittags gab es ein leckeres Eis namens Fluffernutter. Eine Mischung aus – Achtung –Keksteig, Süßkartoffel und Marshmallow. Klingt eklig, war aber sehr lecker. Am frühen Abend gab es ein Abschiedsdinner, das von einer ehemaligen Austauschläuferin organisiert wurde. Da es in einer Kirche stattfand, gab es keinen Alkohol und nur Apfelsaft zum Anstoßen. Es wurde viel gegessen, Reden gehalten, Erfahrungen ausgetauscht und Abschiedstränen vergossen. Am späten Abend trafen wir uns noch bei einer Gastfamilie, tranken (endlich) ein Bier (nicht das es schmecken würde), aßen Apple Pie und Pfefferkuchen. Es war ein gemütlicher und schöner Abschluss einer abenteuerlichen Reise nach Columbus. Am Dienstagmorgen fuhr ich dann mit dem Bus weiter nach Chicago. Austin brachte mich am frühen Morgen zum Busterminal und wir beide heulten wie die Schlosshunde. Es ist hoffentlich kein Abschied für immer und irgendwo und irgendwann werden wir uns sicher wieder sehen 🙂
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